Identität

Eröffnung / 03.03. / 11:00 - 19:00

Ausstellung / 03.03. - 24.06.

Galerie Benjamin Eck

Pestalozzistr. 14 / München

Google Maps

Die Identität eines Menschen beschränkt sich selten nur aufs Äußere. Deswegen ist die Abbildung nicht nur des Aussehens, sondern auch der Identität einer Person in der bildenden Kunst ein Gegenstand immer neuer Interpretation. Eine Darstellung von Identität verlangt keinen Fotorealismus, keine detailgetreue Abbildung einer Person. Sie ist vielmehr das Unsichtbare, Ungreifbare, das nur durch Intuition und Einfühlungsvermögen, aber nicht reinen Verstand, von Außenstehenden erfasst werden kann. Künstler jeder Zeit, Generation und in allen Medien bilden nicht nur fremde Identitäten, sondern insbesondere auch ihre eigene ab – ob durch Selbstportraits, die einen intimen Einblick in die Selbstwahrnehmung gewähren, oder durch das Gesamtwerk, das Entwicklung und Persönlichkeit eines Künstlers einfängt.

Identität ist nirgendwo so stark vertreten, aber auch inszeniert, wie in den Medien. Über Bildschirme werden Bilder ausgetauscht, die das darstellen, was gesehen werden soll. Und doch bestehen diese Bilder, die Identität erschaffen und gleichzeitig verfälschen, nur aus winzigen Pixeln, die einzeln keine Bedeutung mehr haben. Größer gedacht ist jedes Foto und jede Dokumentation unserer Identität nur noch ein Pixel in der Masse der Darstellungen und Projektionen, von denen wir tagtäglich umgeben sind.

Genau diese Verfremdung, das Verpixelte, Anonyme, kann man in den Werken von Andreas Lau erkennen. Je näher man den großformatigen Werken kommt, desto mehr entfernt man sich auch von ihrem Inhalt, bis die strukturierten Farbflächen keine Information über die abgebildete Person mehr geben können. Der Blick hinter die Fassade, die von weitem geschaffen wird, bleibt leer und abstrakt.

Konstruiert ist auch die Identität im Werk von Reinhard Voss. Nicht mit farbigen Pixeln auf Leinwand, sondern durch die Vielfalt von Material und Form. Aus Hölzern mit verschiedenen Strukturen und Maserungen baut er Reliefs zusammen, bemalt und tätowiert sie – eine Inszenierung aus aneinandergefügten Einzelteilen, die als Ganzes doch abstrakt bleiben und nur den Eindruck eines leeren Gesichts hinterlassen. Diese Gesichter bieten dem Betrachter Projektionsfläche, aber keine echte Information über ihre Identität. Einzelteile zu analysieren kann Verständnis, aber kein Verstehen auslösen, und auch eine komplette Figur zeigt nur das, was der Künstler zeigen will.

Die Identität ist das Persönlichste, das jeder Mensch besitzt, und von außen nie ganz zu begreifen. Und doch gibt man mit jeder Handlung, jedem Wort, allem, was man tagtäglich tut, einen kleinen Einblick in dieses unergründliche Geheimnis. Ein Künstler am meisten durch seine Kunst. Eine Suche nach der Identität der Protagonisten eines Werks wird am Ende also immer zu seinem Erschaffer führen.

Text: Marina Sprenger