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Dirk Salz arbeitet an Gemälden, deren auffälligstes Merkmal ihre hochglänzenden Oberflächen sind. Diese kommen durch den Einsatz mehrschichtig aufgetragener, mit Pigmenten versehener Epoxidharze und die Versiegelung mit Polyurethanlack zustande. Aufgrund ihrer glatten Oberflächen zeigen sich auf den Bildern diffuse, im Wesentlichen auf Hell- und Dunkelwerte reduzierte Spiegelungen der räumlichen Umgebung einschließlich des Betrachters und gegebenenfalls anderer im Raum befindlicher Gemälde. Wer sich diesen Arbeiten nähert, wird sich daher schnell einer Irritation des Sehens bewusst, weil sich die Spiegelungen auf der Oberfläche vom materiellen Bestand der Gemälde nicht sogleich und manchmal auch nach längerer Betrachtung nicht ohne weiteres unterscheiden lässt. Erst wenn man sich vor ihnen bewegt, wird man bemerken, dass sich Linien und Flächen, bestimmte helle oder dunkle Bereiche im Bild verschieben oder ganz verschwinden, dass andere Auffälligkeiten plötzlich ins Bild hineinkommen - oder dass, umgekehrt, Details, die auf den ersten Blick bloße Reflexionen zu sein schienen, auch aus veränderter Perspektive erhalten bleiben und sich als stabile Bestandteile der Gemälde erweisen.
Der Betrachter ist vom ersten Moment an dazu aufgefordert, sich ein Bild von diesen Bildern zu machen. Was ist das Bild selbst? Kann man einen Standort finden, von dem aus sich die Reflexionen ganz ausschalten lassen? Und hätte man dann „das Bild selbst“ vor Augen? Oder sind die zufälligen, von der Ausstattung des jeweiligen Ausstellungsraumes, den Lichtverhältnissen und dem Blickwinkel abhängige Spiegelungen nicht doch notwendige, integrale Bestandteile des Bildes? Schon bei der ersten Annäherung an die neueren Gemälde von Dirk Salz werden zwei zentrale Motive seiner künstlerischen Arbeit deutlich. Zunächst das Ausloten des Zusammenspiels von Kontrolle und Zufall, in diesem Fall des Verhältnisses der vom Künstler kontrollierten materiellen Gestalt der Gemälde und ihrer von den Zufällen der Raumumgebung und den Umständen der Betrachtung abhängige visuelle Erscheinung. Und zweitens: Die Bilder von Dirk Salz zielen immer auf die Erfahrung der Zeitlichkeit des Sehens. Sie fordern einen aktiven Betrachter, der sich die Zeit nimmt, sich vor den sich zunächst verschließenden Arbeiten hin und her, vor und zurück zu bewegen, den Blick jeweils neu zu fokussieren, um sich so langsam ihre Komplexität zu erschließen. Reflexion ist bei diesen Arbeiten also in zweierlei Form im Spiel: optisch als die Spiegelungseigenschaft der Bildoberflächen, rezeptionsästhetisch als die Reflexion des Betrachters auf seine eigene Seh-Erfahrung.