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BAHRAM HAJOU – EIN KÜNSTLER WIE EIN SEISMOGRAPH
Bahram Hajous Weg zur Malerei war kurvenreich. Er wurde 1952 in Deruna in Nord- Syrien geboren. In den 70er-Jahren ging Bahram Hajou in den Irak, um ab 1972 in Nauperdan und Sulemanie Bauingenieur- wesen zu studieren. Schon ein Jahr später wechselte er nach Bagdad, um dort Kunst zu studieren. Wegen des Krieges flüchtete er 1974 von dort über Prag nach Berlin.
Ab 1976 studierte er in Münster zuerst an der Universität Münster Archäologie, wech- selte dann an die Pädagogische Hoch- schule, um ab 1977 Sport und Kunst zu studieren. Im Jahr 1983 beendete er sein Studium an der Pädagogischen Hochschu- le und machte seinen Abschluss. Nach einem kurzen Intermezzo an der Gelsen- kirchener Gesamtschule in Ückendorf widmete er sich ab Anfang der 90er-Jahre ganz der bildenden Kunst.
Er studierte an der renommierten Kunst- akademie Düsseldorf, in der Abteilung im westfälischen Münster. Nach dem Diplom wurde er Meisterschüler von Prof. Norbert Tadeusz. Seine erste eigene Ausstellung hatte Bahram Hajou bereits 1983 im Muse- um in Bochum.
Bahram Hajou ist längst ein international anerkannter Künstler, seine Gemälde sind gefragt. Er lebt und arbeitet in Münster.
Außerdem führen ihn Arbeitsaufenthalte nach New York und Paris.
Im Münsteraner Kulturgelände Ha- werkamp, wo mehr als 40 Künstlerinnen und Künstler arbeiten, hat er ein großes und lichtdurchflutetes Atelier. Dort ist der kleine und drahtige Mann jeden Tag anzu- treffen. Als Markenzeichen trägt er sommer wie winters einen klassischen Fedora-Hut aus braunem Filz. Ihn setzt er nur selten ab, selbst im Atelier bleibt er stets auf seinem Kopf Damit fällt er auf, ist in einer Menschengruppe leicht auszumachen.
Seine Gemälde werden international gefei- ert. Im Jahr 2014 wurde ihm in Frankreich vom Château Musée Grimaldi der Henry Matisse Preis verliehen. Quasi über Nacht avancierte er in den französischen Medien zu einem Star und selbst die große Tageszeitung Le Monde widmete ihm einen ganzseitigen Bericht.
Bahram Hajou gilt als einer der großen figurativen Maler unserer Zeit. Und es gibt wohl kaum einen Künstler des Münsterlan- des, der über so viele internationale Kon- takte verfügt und dessen Gemälde in so vielen Ländern ausgestellt werden.
Hajou versteht sich als Weltbürger. Er ist in Frankreich wie in Jordanien, in Bahrain oder dem Libanon zu Hause. Er stellt in Polen, Ungarn und den USA aus. Die Spra- che seiner Gemälde ist auf der ganzen Welt und in allen Kulturen verständlich. Viele seiner Gemälde lösen Betroffenheit aus, gerade da, wo Hajou sich mit Formen der Unterwerfung und der Gewalt sowie dem Verhältnis von Mann und Frau beschäftigt.
Ganz offensichtlich spürt der Künstler in seinen Beziehungsbildern seinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen nach. Die Paare und Gruppen, die auf seinen Ge- mälden gezeigt werden, wirken als wären sie inmitten einer psychotherapeutischen Familienaufstellung. Die psychologische Dimension seiner Gemälde ist das Ergeb- nis einer schonungslosen Selbstanalyse. Körperhaltungen und Positionen geben Zeugnis von der Unfähigkeit zu sprechen und zu lieben. Man spürt die Mühen der Handelnden sich zu verständigen. Da zeigt der eine dem anderen die kalte Schulter, beugt sich niedergeschmettert oder überwältigt, versinkt in Einsamkeit und Melancholie.
Schöpfers. Bahram Hajou ist als Künstler wie ein Seismograph, der Spannungen wahrnimmt – ganz gleich ob diese privat oder politisch sind.
Seit der Mitte der 80er-Jahre des vergan- genen Jahrhunderts hatte Bahram Hajou weit mehr als 90 Ausstellungen im In- und Ausland. Seine Stationen waren unter anderem Dubai, Riad, Damaskus, Krakau, London, Wien, Budapest, Puebla (Mexico), Paris, London, Antwerpen, Graz und New York.
Seine Arbeiten werden in vielen Museen präsentiert. Seit 2012 hängen im Museum von Katar fünf großformatige Gemälde, mit denen er sich mit der Gewalt gegen Frauen auseinandergesetzt hat. Es sind politische Arbeiten, die Position beziehen. Die Frau des Emirs hat diese nach einer Ausstellung ausgesucht und gekauft, so als wolle sie damit indirekt ihre Haltung zur Rolle der Menschenrechte im eigenen Land ausdrücken.
Dr. Jörg Bockow