Wandering Souls/ Anne Christine Roda & Stefanie Welk

Eröffnung / 19.09. / 19:00 - 22:00 Uhr

Ausstellung / 19.09. - 9.11.

Art Bunker / Munich

Anne-Christine Roda/

Anne-Christine Roda definiert eine höchst originelle Interpretation des Porträts: In ihrer Arbeit ist das Gemälde völlig der Darstellung der Zerbrechlichkeit des Menschen unterworfen.
 
Ihre Bilder sind in Bezug auf die Wahl der Pose für ihre Modelle und die neutrale Behandlung ihrer Hintergründe ebenso traditionsgebunden wie ihre Motive eindeutig aus unserer Zeit stammen. Ihre Themenwahl spricht direkt unseren Alltag an.
 
Ihre ‘Sitter’ - sehr unterschiedlich in Alter und sozialem Status - fallen durch ihre Individualität auf. Ihre Vielfalt geht jedoch über das Individuum hinaus und stellt unterschiedliche Fragmente eines Mosaiks dar, die sich zu einem Bild der Menschheit verbinden, das mit Leben pulsiert. Durch diese geteilte Menschlichkeit hat jedes Porträt die Kraft, im Handumdrehen für den Betrachter die persönlichste Erinnerung hervorzurufen.
 
Dank ihrer Ausbildung zur Bildrestauratorin offenbart Anne Christine mit jeder akribisch aufgetragenen Farbschicht nach und nach das Gesicht ihrer Dargestellten in seiner ganzen nackten Intimität. Die Merkmale entstehen mit Präzision und Realismus. Die sanfte Vertiefung einer feinen Falte, die Textur einer Haarsträhne oder sogar die Feuchtigkeit eines glitzernden Auges: Auf dieser Suche nach Genauigkeit und Treue zu ihrem Thema offenbart sich das Individuum in all seiner Sensibilität. Die Wahl eines neutralen Ausdrucks ist dabei bewusst und überlässt das Porträt der persönlichen Interpretation jeder Person, die davor steht.
 
Die Präzisionstechnik, die bei der Behandlung jedes Gesichts angewendet wird, erstreckt sich auch auf den Körper und die Kleidung des Dargestellten. Letztere verankern die Komposition fest in unserer Zeit durch die Falten eines zerknitterten T-Shirts, die zarte Stickerei auf einem Mieder oder ein einfaches Tattoo.
 
Es war unter anderem der Anbruch der Fotografie, der den Niedergang des gemalten Porträts ankündigte, und doch ist es eine Fotografie, die Anne Christine schuf, ein ultimativer Beweis dafür, dass sie sich, während sie tief in die Traditionen ihrer Kunstform eintaucht, von dieser Tradition distanziert Suche nach einer nackten Rauheit in ihren Darstellungen.
 
Die visuelle Interpretation des Themas durch die Künstlerin, der Blick des Betrachters auf das Kunstwerk, der die Repräsentation der Realität in Frage stellt - wenn das Gemälde sowohl zum Spiegelbild als auch zum Fragment der Menschheit wird.

Stefanie Welk/

Seit 1992 arbeitet Stefanie Welk überwiegend mit den Werkstoffen Metall und Draht, welche sie durch Biegen, Knoten und Schweißen in eine plastische Gestalt überführt. Aus ihrer ursächlichen Beschäftigung mit der Darstellung des Menschen, erweiterte sich ihre Arbeit in der Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld von Mensch und Raum. Dabei betrachtet die künstlerische Perspektive sowohl den gesellschaftlichen als auch den metaphorischen Raum, der sich durch Bewegung und Dynamik genauso wie durch Kraftfelder und Energielinien auszeichnet.
Metall wird in den Arbeiten von Stefanie Welk somit auch zum licht- und luftdurchlässigen Medium für geistige Strömungen, von welchen ihre Figuren durchdrungen sind und die sie aufgrund ihrer kraftvollen Formensprache ebenso ausstrahlen. Durch ihren filigranen Charakter erschienen viele der Plastiken zudem wie Zeichnungen im Raum, die sowohl ihr eigenes Volumen als auch das sie umgebende Feld beschreiben und sich mit ihm verbinden.
Zeitgenössischen Themen der modernen Gesellschaft, wie Vernetzung, Aufbruch sowie der Drang, immer wieder über sich selbst hinaus zu wachsen, sind über die verschiedenen Werkgruppen hinweg durchgängig erkennbar. Seit 2004 widmet sich Stefanie Welk verstärkt dem öffentlichen Raum, für den auch im Auftrag zahlreiche Großskulpturen entstanden sind, die aufgrund ihrer Oberflächenbeschaffenheit und Dimensionalität mit den bestehenden Lichtverhältnissen bei Tag und Nacht in vielfältigste Korrespondenz treten.